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Liebe Marzlinger Eltern,

wir wissen, dass die Gebührenerhöhung bei der Kinderbetreuung ein schmerzhaftes Thema ist, insbesonders da diese bereits 2022 erhöht wurden.

Hiermit möchten wir die Hintergründe dazu aus unserer Sicht darstellen – und warum es nur eine einzige Alternative gegeben hätte: nämlich noch weiter zu erhöhen.

Wir hoffen damit auch in Zukunft die Kinderbetreuung in Marzling so sicherstellen zu können wie sie ist. Dass wir insbesonders im Kindergarten und in der Kinderkrippe zukünftig alle Kinder unterbringen können, Schließungen durch mangelndes Personal vermeiden und es schaffen, als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben.

Vielen Dank für das Verständnis!


In der letzten Gemeinderatssitzung vom 25. Juli 2024 (Bericht folgt) wurden neue Gebühren für die Kindertageseinrichtungen der Gemeinde Marzling beschlossen.

Je nach Buchungskategorie haben sich damit die Kosten um bis zu 25% erhöht (siehe Aufstellung weiter unten).

Wir sind uns bewusst, dass dies für viele Eltern ein schmerzhafter Schritt ist, der leider genauso schmerzhaft wie unvermeidbar ist.

Hiermit möchten wir ein paar Hintergrundinformationen zusammenstellen, denn dass – so wie bei uns in Marzling – ausreichend Personal vorhanden ist und für alle Kinder Betreuungsplätze vorhanden sind, ist in vielen Gemeinden leider keine Selbstverständlichkeit mehr.

1) Rolle der Rechtsaufsicht: Anpassung ist Pflicht!
Bereits im letzten Haushalt der Gemeinde wurde rechtsaufsichtlich reklamiert, dass die Defizite in der Kinderbetreuung zu hoch sind und die Gemeinde verpflichtet ist, hier die Gebühren anzupassen.
Denn: Obwohl die Gebühren seit 2022 bereits im Schnitt um 25% erhöht wurden, hat sich das Defizit durch gestiegene Kosten deutlich vergrößert.
Ob die aktuelle Erhöhung ausreicht, wurde uns nicht beantwortet.

2) Personalkosten: massiv gestiegen!
Wir sind froh und dankbar, dass wir derzeit ausreichend (und vor allem so gutes) Personal haben. Jedoch muss man auch fairerweise anmerken: Allein die Personalkosten im Kinderhaus sind zwischen 2021 und 2023 um 43,7% gestiegen, d.h. allein von 2021 haben sich damit die Personalkosten um über eine halbe Million Euro erhöht.
Dass die Personalkosten absolut gestiegen sind, dazu haben natürlich auch die zwei zusätzlichen Gruppen beigetragen. Während die Kosten jedoch um über 512T€ gestiegen sind, haben sich die Elterngebühren „nur“ um 106T€ erhöht.

3) Sachaufwandskosten: massiv gestiegen!
Die Kosten für die Gebäudebewirtschaftung, Gebäudeunterhalt, Strom, Energie, Reinigung sind von 2021 bis 2023 um 54,9% gestiegen. Macht auch hier fast Mehrkosten von 175.000€ (siehe auch Abbildung oben). Klartext: Der Anstieg in den Elterngebühren deckt nicht einmal die gestiegen Sachaufwandskosten. (Die Einmalkosten zur Errichtung der zusätzlichen Krippengruppe und der Naturgruppe sind hier übrigens explizit NICHT enthalten.)

4) Elternbeteiligung: nur 9%.
Als Empfehlung gilt, dass die Kosten für die Kinderbetreuung zu je einem Drittel von Staat/Eltern/Kommune getragen werden sollten. Der Anteil der Kindergartengebühren belief sich in 2023 jedoch auf nur 9%.
D.h. der Elternanteil an den Gesamtkosten von rund 2,176 Mio € für die Kinderbetreuung im Kinderhaus (Krippe + Kindergarten) betrug nur knapp 187.000 €.
Im Umkehrschluss belief sich der Kostenanteil für die Gemeinde auf 1,186 Mio € , statt des empfohlenen „Drittels (von rund 725.000€).
D.h. allein im Jahr 2023 haben wir den Kindergarten – trotz negativen Verwaltungshaushalts – mit zusätzlich über 400.000€ „subventioniert“. Und auch hier sind noch nicht einmal die Kosten für die Errichtung der beiden Gruppen enthalten. Insofern bedeutet selbst eine Erhöhung von max. 25% nur eine kleine Verschiebung beim Blick auf die „großen Zahlen“.

5) Unser Augenmerk: Gute Arbeitsbedingungen = „freiwillige Leistungen“
Wir „leisten“ uns mehr Personal als gesetzlich vorgeschrieben um für die Kinder eine optimale Betreuung anzubieten und Schließtage so weit wie nur möglich zu vermeiden.
Nur durch diesen „überdurchschnittlichen“ Personalschlüssel (teilweise 3 statt 2 ErzieherInnen) können wir den Betrieb auch bei kurzfristigen oder längeren Erkrankungen, Kündigungen oder Beschäftigungsverboten aufrecht erhalten. Ansonsten würde jede Krankheit sich unmittelbar auf den Betrieb auswirken, die „Schließtage“ würden sich massiv erhöhen.
Dies schafft aber auch für unser Personal attraktive Arbeitsbedingungen.
Auch eine (per Definition) freiwillige Leistung: Die Ballungsraumzulage („Münchenzulage“), ohne die wir kaum eine Chance hätten Personal zu finden.

Unsere Meinung:Auch wenn uns und den Eltern dieser Schritt weh tut, ist es unausweichlich. Unsere Erzieherinnen und Erzieher leisten eine tolle Arbeit. Die Erhöhung der Gebühren ist Grundlage für einen genehmigungsfähigen Haushalt und Voraussetzung dafür, dass wir die Kinderbetreuung in Marzling sicherstellen können. Sollten wir gezwungen sein, bei der Personalstärke und der Münchenzulage einzusparen dann kann das verheerende Auswirkungen haben, denn ohne Personal kann keine Kinderbetreuung stattfinden.

Auch muss man ehrlich sein:
Die Sicherstellung der Kinderbetreuung ist eine personeller und finanzieller Kraftakt für viele Gemeinden. Insbesondere dann, wenn – wie bei uns – die Einnahmen im Verwaltungshaushalt (insbesondere durch die Gewerbesteuer) seit Jahren eingebrochen sind und keine wirkliche Besserung in Sichtweite ist.

Leider werden sich die Eltern auch in Zukunft auf weiter steigende Gebühren einstellen müssen.
In anderen Gemeinden wurden bereits deutlich höhere Gebührensteigerungen „aufgerufen“, jedoch muss man sich auch vor Augen halten, dass bei den Kindergartengebühren der Staat für alle Kinder ab 3 Jahren noch 100€ Beitragsentlastung zahlt (Eltern zahlen damit für täglich 6 Stunden Betreuung nur 57€ im Monat statt 157€) und das Familiengeld i.H.v. 250€ für alle Eltern von ein- und zweijährigen Kindern (welches die früheren Leistungen des Betreuungsgeldes und Landeserziehungsgelds bündelt und aufstockt) auch dafür gedacht ist für eine „förderliche frühkindliche Betreuung“ zu sorgen.

Ein kleiner Vergleich aus dem Jahr 2006: Damals beliefen sich z.B. die Kosten für den Kindergarten bei einer Buchungszeit von 4-5 Stunden auf 84€, heute nach Abzug der 100€ Beitragsentlastung zahlen Eltern nur 31€.


Gebührenübersicht der Kinderbetreuungseinrichtungen der Gemeinde Marzling

StundenKindergartenKinderkrippeKinderhort
bis 4104 € (= 4€*)224 € (= 0**/124* €)150 €
bis 5131 € (= 31€*)281 € (= 31**/181* €)187 €
bis 6157 € (= 57€*)337 € (= 87**/237* €)235 €
bis 7191€ (= 91€*)410 € (= 160**/310* €)
bis 8218 € (= 118 €*)469 € (= 219**/369* €)
bis 9245 € (= 145 €*)528 € (= 278**/428* €)
bis 10273 € (= 173 €*)
Übersicht der Gebühren für das kommende Betreuungsjahr 2024 (*nach Abzug von 100€ Beitragsentlastung für alle Kinder ab 3 Jahren / ** Eltern von Kindern im Alter von 1-3 Jahren erhalten das Bay. Familiengeldes i.H.v. monatlich 250€, insofern ein theoretischer Wert da dieses Geld direkt an die Eltern ausgezahlt wird – unabhängig davon ob das Kind in einer Kita betreut wird.)